Mantra Yoga - Mantren und der EnergiekörperMantra Yoga - Mantren auch für den tanzenden Ganesha

Mantra Yoga stärkt den Energiekörper und bringt Dich dem Gewahrsein Deiner Wesensnatur näher. Mantren sind nicht etwa heilige Beschwörungsformeln und sind auch nicht in erster Linie Rituale, die als Angelpunkt für gemeinschaftliches Singen oder zur Förderung einer Gruppenatmosphäre dienen. Mantren-Rezitationen oder - Singen wirken - genauso wie die Visualisierungspraxis (Dhyāna) - auf mehreren Ebenen und verweben die Wirklichkeit der vier Körper ebenso wie die vier Wortebenen. Sie dienen der Kultivierung des Energiekörpers, der Auflösung der Saṃskāras u.a.m.. Und natürlich kann es wundervoll sein, dies auch gemeinsam zu tun und gemeinsam zu lernen.

Im klassischen Tantra wird davon ausgegangen, dass ein Mantra die Signatur der Wirklichkeit trägt und - sofern es "lebt" und richtig gesprochen oder gesungen wird - dabei hilft, den Geist darauf auszurichten und ins Gewahrsein dessen zu gelangen, was wir sind.

Mantren wurden im alten Indien von Lehrern, die in der Linie einer Tradition standen, an ihre Schüler weitergegeben. Es kann davon ausgegangen werden, dass sie schon viele Jahrhunderte vor den ersten Verschriftlichungen in mündlicher Form vermittelt wurden. Jedes Mantra wurde von alten Meistern in Zuständen tiefster (bzw. weitester) Verwirklichung "gefunden" als eine Art Sprache, die mit Aspekten dieser Seinszustände verbunden ist bzw. dorthin führt. 

Alle Mantren stehen im Sankrit, der "geschliffenen" Sprache des Altertums. Geschliffen deshalb, weil diese Sprache in konsequenter Weise für die Kommunikation von Bewusstseinsprozessen geschaffen wurde und diesbezüglich weitestgehend konsistent ist. Linguisten kennen keine Sprache, die logischer aufgebaut ist, als Sanskrit.

Damit ein Mantra seine Kraft entfalten kann, ist es im Mantra Yoga von großer Bedeutung, dass es richtig formuliert wird. Das Sanskrit-Alphabet selbst mit seinen 50 Phonemen ist ein Mantra! Darauf wird auch schon im Vijñāna Bhairava, der ältesten überlieferten tantrischen Schrift, hingewiesen. A und ā sind zwei völlig verschiedene Buchstaben, haben auch im Devanāgari (der Schrift, die für Sanskrit und Hindi weitgehend gleich ist trotz sonst erheblicher Unterschiede zwischen den Sprachen) und führen zu unterschiedlichen Bedeutungen, ebenso wie i und ī, ka und kha etc..

Wie ist das nun zu verstehen, steht am Ende etwa die Wirklichkeit selbst und eröffnet sich Dir nur dann, wenn Du das Mantra richtig ausgesprochen hast? Weil Du den Zauberspruch richtig aufsagen musst, damit er wirkt? Es ist vermutlich eher so, dass Du eine größere mediative Konzentration aufgewendet haben wirst, um das Mantra "richtig" zu intonieren und dass Du eine bessere Fokussiertheit erlangt hast, die es Dir ermöglicht, weiter zu gehen.

Um also Mantren in effektiver Weise nutzen zu können, ist es sinnvoll, sich ein wenig mit dem Sanskrit und seiner Aussprache zu befassen. Es ist jedoch nicht notwendig, dafür die ganze Sprache zu erlernen, was mehrere Jahre in Anspruch nehmen würde. Glücklicherweise haben Indologen und Linguisten, wie Bettina Bäumer, Marc Dycskowski, Christopher Wallis u.a. dies für uns getan und die alten Schriften (und damit auch alle Mantren) für uns übersetzt.

Neben den alten vedischen Mantren gibt es im Mantra Yoga weitere Arten von Mantren, wie Gāyatrī-Mantren, Mūla-Mantren, Śloka-Mantren, Stotra- und Bīja-Mantren. Während das wohl in der Tantraszene bekannteste Gāyatrī-Mantra aus dem Rg Veda stammt, gibt es im Tantrismus für jede Gottheit ein Gāyatrī-Mantra, mit welchem die jeweilige Gottheit visualisiert wird.

Visualisation (Dhyāna) und Mantra sind hier übrigens eher zwei Färbungen auf einem Kontinuum und die Erfahrung ist synästhetisch. Das englische "felt sense" ("gefühlte Wahrnehmung") kommt dem vielleicht näher. Es geht hierbei nicht um die Wahrnehmung separater Sinnesqualitäten, und schon gar nicht um ein Sehen atemberaubender Bilder, wie wir es heutzutage im Zeitalter von Farbdruck und Grafik-KI gewohnt sind.

Während ein Gāyatrī-Mantra drei Zeilen mit jeweils acht Silben hat und die Zeilen stets mit den selben Worten enden (das bekannte vedische Gāyatrī-Mantra bildet hier eine Ausnahme), ist das Mūla-Mantra (das "Haupt-Mantra" oder "Wurzel-Mantra" zum Anrufen der jeweilige Gottheit) nur einzeilig. Es wird oft (z.B. im Rahmen einer Sādhanā) 108 mal wiederholt, um in tiefe Resonanz mit dieser Signatur zu kommen. Śloka-Mantren sind Vers-Mantren, die meist eine kleine Geschichte erzählen, eher melodiös gesungen werden und auch damit den Charakter der jeweiligen Gottheit widerspiegeln. Gleiches gilt für Stotra-Mantren, die umfangreichere Hymnen auf die jeweilige Gottheit darstellen und eher gesungen werden, wenn man sich - z.B. im Rahmen einer Sādhanā - intensiver mit dieser Gottheit und ihren Qualitäten auseinandersetzt.

Von großer Bedeutung sind im Mantra Yoga auch die Bīja-Mantren. Dies sind einsilbige Mantren ohne jeden semantischen Gehalt, auch "Saat-Silben" genannt. Das wohl bekannteste und auch älteste und noch aus dem vedischen stammende Bīja-Mantra ist das "Om". Alle anderen Bīja-Mantren (hrīṃ, sauḥ, śrīṃ, vaṃ etc) stammen aus dem Tantra und dienen der Arbeit mit Gottheiten und dem Energiekörper, insbesondere der Uccāra-Praxis (hierbei lässt man das Bīja-Mantra Phonem für Phonem entlang des Zentralkanals aufsteigen). Sie kommen jedoch auch bei der Arbeit mit dem Kausalkörper zur Anwendung.

 

Beispiele mit Erläuterungen (zum Hören anklicken):

vedisches Ganeśa-Mantra

Ganeśa Mūla-Mantra

Ganeśa Gāyatrī-Mantra

Ganeśa Śloka-Mantra

Mahādevi Śloka-Mantra

Sarasvatī-Stotra-Mantra

Mahālaksmi Stotra Mantra

Om Namah Śivāya

 

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