Kaschmirische Massage - Yoga der Berührung

Um es vorweg klarzustellen: Es gibt keine "kaschmirische Massage", zumindest nicht in der klassischen tantrischen Tradition. Jedwede Form der "Tantramassage" gibt es erst seit den 1970er Jahren, und es ist immer Neotantra. Es erscheint also vielleicht erklärungsbedürftig, was es auf unserer Seite zu suchen hat. Die kaschmirische Massage ist eine Entwicklung Daniel Odier's und beruht auf seiner ganz eigenen Sicht auf die kaschmirischen Lehren, möglicherweise auch auf der Sicht seiner Lehrerin Lalita Devi und / oder ihrer Übertragungslinie. Es finden sich jedenfalls keinerlei Hinweise darauf, dass es so etwas jemals im klassischen Tantra gegeben hat, da sind sich die Fachleute einig. Insofern liegt es auch nahe, die Motive für eine solche Methode zu hinterfragen. Sollen hier bestimmte Bedürfnisse bedient werden und dient es etwa nur als Geschäftsmodell, um Seminare mit der Aussicht auf körperliche Nähe an die Frau/den Mann zu bringen, im Sinne von "Sex sells"? etc.

Wir können an dieser Stelle tiefer schauen, um uns die nonduale Sicht zu vergegenwärtigen und zu verstehen, dass es sich um eine machtvolle spirituelle Praxis handelt.

Aus nondualer Sicht gibt es uns nicht wirklich als die Person, die wir glauben zu sein. Es gibt nur Geschichten über diese Person. Als diese Person können wir genauso wenig einen Körper besitzen, wie eine Romanfigur. "Wir" sind niemand bestimmtes, wir sind die Bewusstheit, die diese Geschichten hervorbringt und erfährt. Wir sind "Niemand", Gott, die klangvolle Stille, die pulsierende Leere, das schwarze Loch in der Mitte unseres Seins. Und "Niemand" gehört alles, was existiert, also auch alle Körper.

Die kaschmirische Massage bietet uns diese tiefe Erfahrung an, uns in der geteilten Intimität der Berührung in der unendlichen Räumlichkeit unserer Wesensnatur zu begegnen, die Illusion des Ich hinter uns zu lassen und den Raum der zugrunde liegenden Wirklichkeit zu erleben. Es ist höchst wirklich, unmittelbar und lebendig. Die kaschmirische Massage wird von Daniel Odier "Yoga der Berührung" genannt und als eine kaschmirische MassagePraxis der Erfahrung unserer Ganzheit verstanden. Die illusionären Grenzen zwischen Gebenden und Empfangenden verschwinden hier.

Die kaschmirische Massage geschieht dabei absichtslos und fließend. Wenn absichtsvolle Impulse auftauchen, die aus einer Identifikation, aus einem kontrahierten Erleben des Wollens oder Nicht-Wollens entstehen, werden sie achtsam bemerkt, als das erkannt was sie sind und wieder losgelassen. Krīyā-Śakti, die Kraft des Handelns, beruht auf den anderen 4 Kräfte der Bewusstheit und entsteht mit der Leichtigkeit des kreativen Impulses. Der Körper gelangt auf diese Weise zurück in eine feine Vibration und Schwingung, und du wirst erinnert an die Weite und Tiefe deiner Räumlichkeit und deiner Verbundenheit mit allem, mit der Wirklichkeit, die du bist. 

Die Sinneswahrnehmungen lassen wir dabei zu uns kommen, statt nach ihnen und ihren Objekten zu greifen. Es ist vielmehr ein Willkommen-Heißen. So geschieht ein tiefes "Loslassen". Wenn der Körper vollständig bewusst ist, lösen sich seine Empfindungen in Stille auf. Meditation tritt ein. Was bleibt, ist ausgedehntes Bewusstsein, ohne Zentrum, ohne Peripherie,... stilles freies Bewusstsein.

Kaschmirische Massage und Lasya Tandava

Lasya Tandava, der Yoga der Gefühle, ist neben Einstimmungen in Stille mit Wahrnehmungsübungen aus dem Vijñāna Bhairava-Tantra eine vorbereitende Praxis für die kaschmirische Massage. Es geht hier um die unmittelbare Erfahrung der Räumlichkeit des Selbst, des Loslassens und der tiefen Hingabe an deine Wesensnatur.

Unterstützt wird Lasya Tandava mit vorbereitenden Meditations- und Visualisierungsübungen.

Bei dieser Praxis löst sich die emotionale Energie von den Geschichten, die du einst mit ihr aufgeladen hattest und die deshalb immer noch große Bedeutung für dich und dein Identifiziert-Sein mit dem Körper haben (Samskāras). Diese Energie wird auf sanfte Weise befreit und dem Raum - und dem Körper - wieder zugänglich gemacht. Dies zeigt sich in einer neu erlebten Stabilität, Kraft und Lebendigkeit, die wir in der kaschmirischen Massage weiter vertiefen.

"Eine einfache Liebkosung bringt unser sensorisches System in Gang. Für die Tantriker gilt die kaschmirische Kunst der Berührung als völlig eigenes Yoga. Sie ist das Eingangstor zur Sinneswahrnehmung und regt den Menschen zu stetiger Kreativität an.

Die kaschmirischen Meister räumen dem Tastsinn eine Vorrangstellung ein. Ihnen zufolge gelangt ein Mensch wieder ganz natürlich zu seiner Einheit, wenn er zutiefst berührt wird, das heißt, wenn der Kontakt keine sexuelle Strategie mehr ist. Wenn nichts „gewollt“ wird. Dieser Kontakt geschieht in einem Zustand der Gnade, denn dem solcherart Berührten schenkt er den Sinn für seine eigene unbegrenzte Räumlichkeit."

Daniel Odier

 

Die kaschmirische Massage ist mit einem hohen Maß an erlebter Nähe verbunden. Diese Verbundenheit ist einerseits das, was wir in dieser Praxis ja durchaus suchen, es ist aber auch etwas, das in manch einem*r (trotz einfühlsamer Vorbereitung) zunächst Ängste auslösen kann, weil damit vielleicht alte biografische Themen berührt werden.

Sollte etwas in dieser Art auftreten, dann wäre es nicht wirklich in irgendeiner Weise schlimm oder gar gefährlich. Vielmehr könntest du es als Gelegenheit und Einladung dazu ansehen, eine alte Geschichte abzulegen und sie von ihrer emotionalen Ladung zu lösen, die du nun wieder zu dir nehmen kannst. Überlege dir jedoch gut, ob du dies wirklich willst. Nicht immer geschieht die Reintegration emotionaler Energien innerhalb einer einmaligen Erfahrung, und manchmal erscheint es notwendig, dies in mehreren Abschnitten zu tun und ein wenig Geduld mit dir selbst und dem Prozess mitzubringen, um diese emotionalen Energien nachhaltig zu "verdauen". Die Seminarleitung ist dazu in der Lage, solche Prozesse effektiv und sinnvoll zu begleiten. Dennoch ist es uns wichtig, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, und wenn du im Zweifel darüber bist, dann besprich dies gern vorher mit uns, bevor du dir da vielleicht zuviel zumuten willst.

 

Du siehst also, es ist eine sehr intensive Praxis, und wie auch manch andere Tantra-Yoga-Praxis ist sie nicht geeignet, wenn du gerade unter akuten Unruhezuständen oder akutem (post-) traumatischem Stress leidest.

Vielleicht bist du aber jetzt auch neugierig und bereit, diese Erfahrungen zu machen?

 

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(Hinweis: Wir bieten ausschließlich Kurse an, keine Einzelmassagen!)