Was ist Tantra Yoga?
Tantra Yoga:
Eine Vielzahl von psychophysischen Praktiken und Praktiken zur Kultivierung des Bewusstseins, die ihren Ursprung in der spirituellen Bewegung namens "Tantra" haben, die vor etwa 1.500 Jahren auf dem indischen Subkontinent entstand.
Wie sich Tantra von anderen Formen von Yoga/Spiritualität unterscheidet
- Tantra ist für das Leben in der "Welt" gedacht und konzipiert (also nicht für Mönche, Nonnen oder Entsagende)
- Tantra hat eine nicht-transzendentale Zielsetzung/Orientierung
- Tantra umarmt den Körper-Geist auf dem spirituellen Weg
- Tatsächlich umfasst Tantra jeden Teil der menschlichen Erfahrung
- Das Ziel des Tantra ist die verkörperte Befreiung (jīvanmukti)
- Tantra integriert das Mystische und das Materielle, das Transzendente und das Immanente vollständig
- Tantra erkennt die Göttlichkeit/das göttliche Bewusstsein in der gesamten Realität an
Das Ziel des tantrischen Yoga
Völlige Intimität mit der gesamten Realität. Eintauchen in das reine Sein vor dem Konzept.
Auch wenn diese Aussage einfach klingt, ist sie für die meisten Menschen tatsächlich erstmal kaum zu verstehen. Die meisten von uns sind tatsächlich mit einer Vorstellung von der Realität vertraut, nicht mit der unmittelbaren Erfahrung selbst. Mit anderen Worten: unsere Geschichten, Gedanken, Etiketten und andere Konzepte unserer Erfahrungen/Umgebung formen diese Vorstellungen von Realität - egal, ob wir uns ihrer bewusst sind oder nicht.
Intimität mit der Realität erfordert, dass wir über unsere mentalen Projektionen hinausgehen und aus unserem mentalen Modell heraustreten, um direkt zu sehen (und nicht durch die Linse unserer konditionierten/mentalen Filter).
Missverständnisse ausräumen
Wie bereits erwähnt, bekräftigt der Tantra-Yoga, dass unser ganzes Menschsein der direkte Ausdruck unserer Göttlichkeit ist, so dass es keinen Aspekt von uns gibt, der abgelehnt, gering geschätzt oder transzendiert werden muss. Es gibt keine "falschen" Emotionen oder Erfahrungen, und es gibt nichts Bestimmtes, das wir "loswerden" müssen, außer den Missverständnissen unseres Geistes über uns selbst und die Realität.
Auf diesem Weg versuchen wir, uns von falschen Vorstellungen und mentalen Konstruktionen zu trennen, die uns nicht helfen, die Wahrheit zu erkennen (Beachte, dass wir einen Gedanken, eine Idee oder ein mentales Konstrukt verwerfen können, ohne es zu verteufeln oder als falsch/schlecht zu bezeichnen). Es gibt auch Aspekte der Unwahrheit, die während des Erwachens ganz natürlich abfallen, ohne dass wir uns anstrengen müssen.
Das Ganze der Wirklichkeit umarmen
In vielen Versionen der Spiritualität und sogar in anderen yogischen Linien wird gelehrt, dass einige natürliche menschliche Emotionen oder Erfahrungen akzeptabel sind und andere nicht. Manche Linien meinen zum Beispiel, dass Begierde, Angst oder Wut nicht in Ordnung sind oder zumindest „weniger spirituell“ sind als andere Gefühle (wie Glück, Glaube und Liebe). Aus dieser Sicht bedeutet das Erleben dieser „geringeren“ Emotionen, dass man spirituell weniger fortgeschritten oder diszipliniert ist.
Aus tantrischer Sicht wird das gesamte Spektrum der menschlichen Erfahrung als gleichermaßen gültig und göttlich angesehen. Allerdings ist es auch so, dass sich unser Verhältnis zu einigen dieser herausfordernden Emotionen und Erfahrungen im Laufe der Praxis tiefgreifend verändert. Und viele Praktizierende stellen fest, dass diese Veränderung das Leiden, das sie als Reaktion auf einige dieser Emotionen empfinden, deutlich verringert. Dennoch lehrt Tantra, dass schmerzhafte Erfahrungen nicht falsch, schlecht oder etwas sind, das wir nicht haben „sollten“.
Tantrischer Yoga führt uns zu einer allumfassenden Umarmung der gesamten Realität, so wie sie ist. In diesem Moment.
Das bedeutet nicht, dass wir mit allem einverstanden sein müssen. Es bedeutet auch nicht, dass wir es genießen müssen. Aber aus dieser Perspektive können wir alles zulassen, ohne es für "falsch" zu erklären - weil es existiert.
Es ist wahr, dass einige Ideen mehr mit der Realität übereinstimmen und/oder mehr von Nutzen sind als andere. Als Tantra-Yogis sind wir eingeladen, unser Unterscheidungsvermögen zu stärken und zu nutzen, um zu entscheiden, welchen Ideen wir vertrauen und welche Handlungen wir auf unserem Weg setzen.
Schließlich soll die Formulierung "die ganze Wirklichkeit" andeuten, dass die Wirklichkeit viel mehr ist, als die meisten Menschen wahrnehmen. Mit der ganzen Wirklichkeit vertraut zu werden bedeutet, ungeahnte Dimensionen des Seins direkt zu erfahren, Aspekte des göttlichen Bewusstseins, die nur auf dem spirituellen Weg erfahrbar sind.
Was tun wir im Tantra Yoga?
Die Tantra-Yoga-Praktiken versuchen, unsere "Teile" als Aspekte des Ganzen unserer Erfahrung zu integrieren. Zum Beispiel verweben wir unseren Atem, unser Bewusstsein, unsere Visualisierung und unseren Körper nahtlos in einer einzigen Praxis.
Wir arbeiten auch daran, die "Sichtweise" in unsere körperliche Erfahrung zu integrieren. Aus diesem Grund liegt der Schwerpunkt des Tantra-Yoga auch auf dem Studium der nondualen Philosophie und der Kontemplation dieser nondualen Sicht der Realität. Dies ist kein akademisches Studium, es ist das Studium der Liebe, der Essenz unseres Herzens.