Das reine Motiv ist wichtig!
Damit die spirituelle Praxis ihre volle Wirkung entfalten kann, ist es wichtig, drei Dinge in Einklang zu bringen:
- Unsere Motivation für die Praxis ("Reines Motiv")
- Die Vision der Realität, die wir kultivieren (Die Sicht)
- Die Praktiken selbst
Wenn wir uns an diesen drei Dingen orientieren, trägt unsere Praxis Früchte.
Die drei "Unreinen Motive"
Das Wort "unrein" wird in der Tradition verwendet, weshalb es auch hier verwendet wird, aber es soll nicht als falsch, schlecht oder irgendwie sündig missverstanden werden. Es bedeutet lediglich "falsch ausgerichtet" oder "unwirksam", wenn es darum geht, die wahren Früchte der Praxis hervorzubringen, weil diese Motive nicht mit der wahren Natur der Realität übereinstimmen.
Jeder, der sich auf den spirituellen Weg begibt, beginnt mit einem dieser drei "unreinen Motive". Mit der Zeit und kontinuierlicher Anstrengung können wir das ausgerichtete, effektive, reine Motiv hervorbringen. Hier also nun die falschen Motive:
1. Um etwas Falsches an sich selbst zu reparieren
Aus dieser Haltung heraus übst du, weil du glaubst, dass an dir etwas falsch ist, kaputt ist oder fehlt, so wie du jetzt bist. Du glaubst, dass du durch das Üben das kaputte Selbst in Ordnung bringen, dich zu einem würdigen Menschen machen oder die vermeintlich fehlenden Dinge/Eigenschaften erwerben kannst.
Das "Gegengift" hierzu:
Du, wie du wirklich bist, bist immer schon vollkommen göttlich, also üben wir, um die erfahrungsmäßige Erinnerung an diese Wahrheit zu entdecken. Deine Essenz, das, was du wirklich bist, ist unverwundbar, unzerbrechlich und absolut vollständig und perfekt.
2. Vergnügen oder besondere Zustände erleben
Viele kommen auf den Pfad, weil sie entweder von der Möglichkeit mächtiger spiritueller Erfahrungen gehört oder sie ausprobiert haben. Mit anderen Worten: Wir wollen uns so oft wie möglich gut fühlen - idealerweise und letztendlich die ganze Zeit. Glückseligkeit, Transzendenz und energetischer Intensität oder dem Vergnügen wird hinterhergelaufen, so wie der Esel der Karotte am Stiel folgt. Dadurch entstehen gefährliche Abhängigkeiten oder Fixierungen. Die Kehrseite der Medaille: Schmerzhafte, unangenehme, alltägliche oder gewöhnliche Erfahrungen werden abgetan oder vermieden. Ein solcher Ansatz kann nicht zu spiritueller Verwirklichung, Erwachen oder Befreiung führen.
Gegenmittel:
Freude und Vergnügen sind zwar häufige Begleiterscheinungen der Praxis, aber sie sind nicht das Ziel. Egal, wie hoch du mit spiritueller Erfahrung (oder auch mit einer Droge) fliegst, du wirst immer wieder in deinen „Standardzustand“ zurückkehren. Das Ziel des spirituellen Lebens ist es, eine allmähliche, aber tiefgreifende Veränderung dieses Grundzustandes zu ermöglichen. Es geht darum, die Wahrheit dessen, was wir sind, immer mehr zu entdecken und darin zu verweilen.
3. Mehr Macht oder Kontrolle
Dieses unreine Motiv beruht auf der Überzeugung, dass Glück und/oder Sicherheit mit dem Zuwachs an Macht und Kontrolle einhergehen. Wir versuchen, unsere Situation und die Menschen, mit denen wir zu tun haben, zu kontrollieren, um Ergebnisse zu unseren Gunsten zu erzielen. In der spirituellen Gemeinschaft ist dies vor allem ein Problem von LehrerInnen oder Menschen in Machtpositionen, kann aber auch bei SchülerInnen auftreten.
Gegenmittel:
Kultiviere den Wunsch, allen Lebewesen zu nützen und deine Praxis in den Dienst aller Lebewesen zu stellen. Das können alle Wesen in deinem Leben, alle Wesen, denen du begegnest, oder alle Wesen insgesamt sein.
Gebet um ein reines Motiv:
In dieser Tradition beten wir um ein reines Motiv, bis es für uns selbstverständlich ist.
Du wirst feststellen, dass dies in relativ kurzer Zeit zu deinem Standardmotiv wird, was deine Praxis deutlich effektiver macht. Beginne deine tägliche Praxis mit einer Variation des folgenden Gebets:
"Möge ich aus Liebe zu mir selbst praktizieren, mit dem Wunsch, die Wahrheit zu erkennen, zum Wohle aller Wesen."
Mit der Zeit wird dies deine natürliche Ausrichtung werden. Die Praxis selbst wird zu einem Ausdruck von Liebe und Wahrheit und kommt so mühelos allen Wesen zugute.